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In den 1980er Jahren feiern Kitschfigürchen, Comichelden und Waschpulver-Promotionen ihr großes, künstlerisches Comeback. Was Anfang der 60er noch unter dem Begriff „Pop-Art“ die Kunstszene schockierte, ist nämlich kaum 20 Jahre später zu einem Mega-Konglomerat an Stilen, Formen und Farben herangewachsen: Neo Pop – das ist Pop Art 2.0, nur schriller, lauter und bunter. Wie ihre ältere Schwester ist auch sie eine Meisterin im Jonglieren mit unterschiedlichsten Fragmenten aus der Pop- und Konsumkultur, deren Galionsfiguren allerdings nicht mehr Elvis Presley oder Marylin Monroe heißen, sondern Madonna, Britney Spears oder Paris Hilton – eine kontinuierliche Bestandsaufnahme der Gegenwart. Tatsächlich ist Neo Pop jedoch mehr als eine bloße Reaktivierung bekannter ästhetischer Muster: Unter der unbekümmerten, beinahe infantilen Idylle, der rauschhaften Banalität ihrer Motive und ihren allzu oft perfekten, auf Hochglanz polierten Oberflächen lauert nämlich nicht selten kalkulierte Kritik, die auf nichts Geringeres als unsere Obsessionen und Ängste abzielt. Jeff Koons „Ballon-Dogs“, Takashi Murakamis „Superflat“-Bilder und Katharina Fritschs gigantische Monster-Mäuse brennen sich mit ihren überwältigenden Dimensionen und quietschigen Farben in den gesamten Sinnapparat ein, wo sie nach einem kurzen Zustand der Ektase nicht selten einen schalen Nachgeschmack hinterlassen: die terroristischen Züge des Kitsch.
In Deutschland zählen Künstler wie Ewen Gur zu den engagiertesten Erneuerern des Warholschen Erbes – auch weil sie mit ihrer ganz eigenwilligen Version von Neo Pop über die bloße Repetition des bereits Gesagten hinausgehen. Während bei Ewen Gur mit seinen plakativen, an Comiczeichnungen angelehnten Arbeiten Konsum und Überfluss mit Charme und Witz ins Absurde verkehrt werden, schöpft Jörg Döring aus dem Repertoire des Vergangenen, dem materiellen Vintage-Chic und den Bildern von Retro-Ikonen, denen er mittels modernster Reproduktions- und Collagentechniken futuristische Visionen gegenüberstellt. Beide Künstler setzen auf für die Neo Pop Art so typischen, offensiven Effekte, mit denen sie die komplexen Mechanismen unserer Zeit auf erfrischend zeitgemäße Weise entlarven.
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